Rückblick

Anspruchsvolle Wege in Lettland, teilweise qualitativ mit Holland vergleichbare Fahrradwege in Estland und abschnittsweise sehr spezieller Verkehr in Russland.
Viele schöne Begegnungen mit Bewohnern dieser Länder und Menschen aus aller Welt. Viel Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft.
Erfahren eigener körperlicher und mentaler Grenzen und deren Überwindung. Besinnung aufs Wesentliche und die Erkenntnis, dass dies viel weniger ist, als man im Alltag meint.
So in etwa lassen sich meine Eindrücke der letzten knapp 3,5 Wochen zusammenfassen.

Auch wenn ich mir gerade sehr gut vorstellen könnte, die Reise fortzusetzen -Moskau wäre ein interessantes Ziel von hier aus-, hat alles ein Ende und mit einigen in Erfahrung umgetauschte Kilos weniger auf den Rippen geht es gleich zurück nach Deutschland. Doch, ich bin mir sicher, es wird nicht meine letzte Reise dieser Art gewesen sein. Die Welt ist noch groß.
Vor die Wahl gestellt, ob nochmal alleine oder in Begleitung, würde ich mich wahrscheinlich für letzteres entscheiden. Es war definitiv eine gute Erfahrung alleine zu fahren und manche Begegnung mit mir selbst, wäre in Begleitung wahrscheinlich nicht so intensiv gewesen und natürlich ist es so auch leichter dem eigenen Rhythmus zu folgen. Dennoch wäre es oftmals schöner gewesen, manche Eindrücke mit jemanden teilen zu können. Das Schreiben dieses Blogs war da ein gewisser Ausgleich. Jedoch, gibt dieser nur natürlich einen Teil meiner Eindrücke wieder. Hätte ich mehr geblogt, wäre ich nicht mehr dazu gekommen, Erlebnisse zu erleben. Abgesehen von euren Kommentaren, war es aber auch ein schönes Gefühl, unterwegs auf Leser des eigenen Blogs zu treffen und zu wissen, nicht in den leeren Raum hinein zu posten.
Ein wörtlich zu nehmen sehr gewichtiges Argument für das Fahren in Begleitung, ist aber auch das Gepäck. Sämtliche Camping-, Koch- und Werkzeugausrüstung auf ein Fahrrad zu packen, führte bei mir zu ca. 35kg, die ich zusätzlich zu mir und dem Fahrrad in Bewegung setzen musste. Mancher Abschnitt wäre mit ein paar Kilos sicher etwas leichter gefallen. Aber auch ein Motivationstief gemeinsam zu überwinden ist bestimmt leichter.

Auch wenn sich es beim Lesen des Blogs -mit 3 verbogenen Fahrradständern, einem auf beiden Seiten gebrochenen Lowrider, am Rahmen gebrochene Gepäckträgeraufnahme, eine gelötete Smartphonehalterung und zum Schluss in Sankt Petersburg gebrochenes Displayglas- vielleicht anders klang, sehe ich die technischen Probleme dennoch im zu zu erwartenden Rahmen. Nichts war so irreparabel, dass ein Abbruch der Reise im Raum stand oder meine Sicherheit gefährdete. Umgekehrt rate ich dazu, ein gewisses Maß an Pannen zu erwarten und eine ausreichende Menge an Werkzeug, Ersatzschrauben und ganz wichtig Kabelbinder sowie (gutes) Panzertape mitzuführen. Damit sollten sich schon ein Großteil möglicher Pannen beheben lassen.

Es war meine erste große Tour, die ich elektronisch navigiert durchführte. Unterm Strich war dies eine große Erleichterung gegenüber Karten und hat oftmals die Orientierung sehr vereinfacht. ABER, die Erwartung, dass dies so reibungslos wie (meistens) Autonavigation funktioniert, sollte man nicht haben. Der Einarbeitungsaufwand war nicht unerheblich, obwohl ich technisch nicht völlig untalentiert bin und anfangs war ich mir nicht sicher, nicht mehr die Probleme der Technik zu beheben, als von dieser zu profitieren. Andererseits bescherrten mir diese Unzulänglichkeiten auch einige interessante Tourenabschnitte, die ich bewusst so nie geplant hätte, aber sicher zu den besonderen Erinnerung dieser Reise zählen. Es hatte für den Nerd in mir durchaus auch einen gewissen Reiz, sowohl mit Low- als auch Hightech, auszutesten was machbar ist.
Von mir verwendet wurde Locus Pro in Verbindung mit Brouter als Routingengine und Andromaps als Vektorkarkten. Für mich hat das gut funktioniert, ist aber sicher nicht für jeden geeignet. Gerade für Mitteleuropa gibt es auch andere Lösungen, die weniger Einarbeitung erfordern. Generell war es aber auch bereits eine große Hilfe ein Smartphone für Recherchen zur Verfügung zu haben, und sei es um schnell ein Hotel in der Umgebung zu finden, wenn es den verzeichneten Campingplatz nicht mehr gibt.

Jedem, der den Gedanken hegt eine solche Reise zu machen, kann ich nur Mut machen es auszuprobieren. Zur eigenen Beruhigung evtl. ein paar mögliche Abkürzungen einplanen, falls man sich tatsächlich zu viel vorgenommen haben solte und losfahren. Oftmals kann man mehr, als man für sich selbst als Grenze gesehen hat.

Also, gute Fahrt! Vielleicht trifft man sich ja mal unterwegs.

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2 Kommentare

  1. Christian Kluckow

    Hi Markus, was ist denn ein „Locus pro“ eine faltbare Fahrradfahrer-Not- Toilette? Was es alles gibt. . . . rattenscharf! Freue mich auf ein Wiedersehen nebst Reisebericht/ Foto´s kucken, bis bald, Chr

  2. Ich zitiere: „obwohl ich technisch nicht völlig untalentiert bin“ :-)))

    Markus, da hast du mal wieder gnadenlos übertrieben, hahaha…geil….

    Aber ich hätte da noch ne Bitte: Ich ähhhh, wär also bereit für die nächste Tour !!!! 🙂 Von mir aus auch nach Moskau! Mit Dir zusammen führt das sicherlich zu einigen interessanten Gesprächen und lustigen Erfahrungen. Wir sollten uns echt mal Treffen Jong. Freue mich wenn es soweit ist. Ich hab jedenfalls noch mehr Lust bekommen so ne Tour zu fahren, als ich vorher eh schon hatte. In diesem Sinne: Lass mal treffen und quatschen und planen 🙂 Gruß Mirco

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