Obdach

Nach insgesamt 700km auf dem Rad, bin ich gestern Abend gut gelaunt in Tallinn angekommen. Mit passender Musik aus meinen Lautsprechern und zwischen Joggern und Inlineskatern die Uferprommenade entlang, führte mich mein Weg mitten in die Altstadt, wo ich in einem recht lebhaften Hostel untergekommen bin. Das Hostel ist, um es mal vorsichtig neudeutsch auszudrücken, ein wenig ¨vintage¨. Doch macht dies auch dessen Charme aus und passt perfekt zu dem, wie ich mir meine Reise vorgestellt hatte. Ob es dieser Charme, die Lage oder der Preis ist, der Menschen mit spannenden Geschichten anzieht, auf jeden Fall konnte ich hier bereits einige interessante Gespräche führen.
Von diesem Ort aus will ich die nächsten Tage Tallinn ein wenig kennenlernen. Derzeit schwebt mir eine Mischung aus Sightseeing, Party und Kultur vor. Natürlich hoffe ich auch auf weitere interesante Gespräche. Kurzum, ich denke hier die für meine Zwecke perfekte Unterkunft gefunden zu haben.
Dass es manchmal auch schon viel Wert sein kann überhaupt eine Unterkunft zu haben, konnte ich die Nacht zuvor erfahren.

Die letzten beiden Tage führte mich mein Weg quer durch das Binnenland mit äußerst dünner touristischer Infrastruktur. Ich hatte zunächst den Umstand ignoriert, dass auf meiner Karte auf dieser Route kein Campingplatz eingezeichnet war und dachte, dass sich bestimmt dennoch etwas finden lässt. Da sich auf den ersten 40km jedoch tatsächlich jedoch keine Übernachtungsmöglichkeit ergeben hätte, beschloß ich einen Umweg von 20km zu einem verzeichneten Campingplatz.
Eine gewisse Vorahnung hatte ich, als mich kurz vorm Ziel das Navi von der Hauptstraße abzweigen ließ, ohne dass ein Schild auf einen Campingplatz hindeutete. Diese Ahnung wurde Gewissheit, als ich dann am vermeintlichen Campingplatz angekommen, vor einem Haus mit schmucker Gartenanlage stand, dessen Bewohner mir erklärte, den Campingplatz gäbe es bereits seit Jahren nicht mehr.
Aufgrund der beiden großen Hunde auf diesem Grundstück, unterließ ich dann auch die Nachfrage, ob ich evtl. dennoch mein Zelt aufschlagen könne. Potentiel obdachlos für die Nacht, verließ ich daher wieder das Gelände.
Blieb nur noch die Möglicheit mein Glück im 10km in der Gegenrichtung liegenden Rakvere zu versuchen. Dank Smartphone und Internet, bin ich dort auch in einem Hotel untergekommen und kam um meine erste Wildcamping Erfahrung noch einmal herum.
Etwas Leid tat es mir um mein Abbendesssen, für welches ich eingekauft hatte und dem Huhn, dass dafür umsonst seine Brust hergeben musste. Dieses konnte ich im Hotelzimmmer leider nicht mehr zubereiten. Dank des gegenüberliegenden Pub, musste ich aber zumindest nicht hungrig ins Bett.

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